Ortsgeschichte Schonstett

Das Landschaftsbild rund um Schonstett wurde im Wesentlichen vom Inngletscher der Würmeiszeit gestaltet. Auf der Jung- (=Würm) Moräne in verschiedener Ausprägung liegen die Orte Irlach, Schonstett, Neubau, Frieberting und Rauhöd, während sich auf der Jung-Endmoräne in wallförmiger Ausbildung Helperting, Rieperting, Murn und Zillham befinden. Die restlichen Gemeindeteile wie Au, Breitenbach, Achen, Aichet, Weichselbaum und Weiher sind auf spätglazialen Seesedimenten eines Zungenbeckens des einstigen Inngletschers bzw. Rosenheimer Sees gegründet. Somit wechseln trockene Moränenhänge mit anmoorigen, feuchten Böden, die teilweise in Moore wie das Weitmoos, das Zillhamer und Ameranger Moor oder die Ahamer Filze übergehen. Kleinere und größere Bachläufe entwässern diese Reste der Verästelungen des Rosenheimer Sees. Diese Zonen sind weniger siedlungsfreundlich und wurden somit erst spät besiedelt.

Schonstett wird westlich und nördlich von der Murn und im Osten von der Achen umflossen. Der höchste Punkt der Gemeinde ist der Kirchberg mit 492m über NN.
Ablagerungen von kalkarmen Lehm, Ton und Schluff ermöglichten in Schonstett schon früh das Herstellen von gebrannten Ziegeln, nach 1850 entstanden einige ländliche Ziegelöfen.

Die vorgeschichtlichen Zeugnisse

Auf Grund der hydrogeologischen Gegebenheiten wird man die ältesten Siedlungsspuren entlang der früher weitaus mächtigeren Wasserläufe mit ihren mäßig ansteigenden Uferzonen vermuten. Tatsächlich fand dort im Jahre 1977 Johann Westner auf einem Feld der Murn-Hochterasse beim Pflügen eine Lochaxt aus grau-grünem Felsgestein. Das schuhleistenkeilartige Werkzeug weist durch die Überpflügung einige tiefe Kratzspuren auf, ist sonst aber unbeschädigt und wird im Städt. Museum Wasserburg verwahrt.
Die größte Länge beträgt 19,5 cm, die größte Breite 7,1 cm und die Höhe zwischen 4,2 und 3,5 cm. Da Beifunde wie Keramik fehlen, ist die Lochaxt nicht als Siedlungs-, sondern als Verlustfund zu interpretieren. Sie lässt sich in das Mittelneolithikum (Mittlere Jungsteinzeit) um ca. 4000 – 3500 v. Chr. datieren und der Rössener Kultur/Stichbandkultur zuordnen.

Unweit des Fundortes am Unterlauf der Murn bei Hochholz gab es einen weiteren Fund einer schuhleistenkeilartigen Lochaxt der gleichen Zeit- und Kulturstufe. 2012 kam als Altfund aus dem Jahre 1963 eine weitere Lochaxt aus grauem Amphibolit zur Vorlage, die im Grenzgebiet zwischen Schonstett und Halfing bei Gunzenham beim Kartoffelklauben entdeckt worden war. Das Werkzeug vom Typ Hammeraxt gehört allerdings bereits der Michelsberger Kultur zwischen 3500 – 3000 v. Chr.an. Ohne geographisch weiter ausgreifen zu wollen, kann man aus den drei neolithischen Werkzeugen, die allesamt Einzel- oder Verlustfunde sind, (lediglich) den Schluss ziehen, dass das Gebiet der heutigen Gemeinde Schonstett bereits während der Jungsteinzeit von Menschen begangen wurde.
Man kann nicht erwarten, dass sich die Besiedlungsgeschichte von der Steinzeit bis zur bajuwarischen Landnahme auf einer Fläche von ca. 3 x 5 km lückenlos widerspiegelt. Vielmehr wird man davon ausgehen müssen, - solange keine nachweisbaren Siedlungen entdeckt wurden - dass Belege außerhalb dieses Bereichs darauf schließen lassen, dass das Gebiet zu allen Zeiten begangen wurde.

Als entsprechende Hinweise für eine Besiedlung während der Bronzezeit (ca. 2200/2100 – 1400/1200 v.Chr. ) in der Umgebung von Schonstett können frühbronzezeitliche Gräber bei Alteiselfing, ein Zeremonialdolch der Frühen Bronzezeit bei Aham in der Flur Röthenbach sowie ein spätbronze-zeitlicher Grabfund östlich von Griesstätt bei Kettenham herangezogen werden.

Auch aus der römischen Kaiserzeit gibt es wieder entsprechendes Fundmaterial: Bei Evenhausen lässt sich eine kleine Ansiedlung mit Töpferei nachweisen, aus Wimpasing, Gde. Eiselfing und Griesstätt gibt es Grabfunde, die jeweils auf eine nahe Siedlung verweisen. Diese Siedlungsbelege reichen vom späten 1. bis ins späte 2. Jh. n.Chr., bzw. noch ins frühe 3. Jh. hinein. Schließlich muss noch auf eine römische Verbindungsstraße von Seebruck (Bedaium), Pittenhart über Evenhausen an einen Innüber-gang bei Wasserburg mit der Anbindung an die Reichsstraße vom Brenner über Innsbruck und Rosenheim nach Regensburg verwiesen werden, die im Mittelalter als eine Trasse der Salzwege weiter verwendet wurde.

Leider lassen sich die drei römischen Münzen, die 1860 Waldarbeiter an einer nicht mehr festlegbaren Stelle im Moor am Zillhamer See in ca. 1,20 m Tiefe gefunden hatten, keiner heute bestehenden Gemeinde mit Sicherheit zuordnen, abgesehen davon, dass sie aus der Staatl. Münzsammlung, wohin sie abgegeben wurden, nicht mehr ausscheidbar sind. Die Sesterze aus der Zeit der Kaiser Hadrian und Marc Aurel decken die Zeitspanne zwischen ca. 117 – 180 n.Chr. ab. Letztlich werden sie als sog. Verlustfunde eingestuft.

Zwar würden die mit Personennamen und der Endung - ing gebildeten Ortsnamen auf eine frühe Niederlassung von Sippen in der Zeit des 6. und 7. Jahrhunderts verweisen, doch fehlen einerseits die üblichen Grabfunde und andererseits sind die archivalischen Belege für die Erstnennung erst sehr spät. Unter Rückgriff auf die Arbeiten von Josef Kirmayer und die Familienbücher ergibt sich folgendes Bild.

Frieberting
Personenname - Fridubert – Erstnennung Vribrehteinge 1287, Fribrehting 1353. Im Familien-buch 1532 vorkommend.

Helperting
Personenname - Hildibracht, Hildibert, Hilpert. – Erstnennung Zu Helparting 1452, zu Helprechting 1459. Im Ortsverzeichnis des Gerichts Kling 1532 aufgelistet.

Rieperting
Personenname - Rigobert, Rigbert, Rupert, Riepert – Rueprechting 1396, zu Rieperting 1593. Als Rueprechting in einem Kaufbrief von 1433 genannt. Im Ortsverzeichnis des Gerichts Kling 1532 erwähnt.

Zillham
Personenname - Zilo, Zillo = der Geschickte, der Eifrige. Erstnennung Celhaim ca. 1130, zu Zillham 1577, Zellheim 1820, Zillheim 1850.

Schonstett Ahd. sconi, mhd. schoene = schön, üppig =„Zur schönen Stätte“ - Erstnennung Schonsteten 1077, de Schonstete ca. 1180, de sconstett 1230, von Schoenstätt 1345, Schonstett 1563, 1684, Schönstätt 1820, Schonstett seit 1889 amtlich.

Die Namen der übrigen Ortsteile beziehen sich auf Bäume (Aichet =Eiche, Weichselbaum und Weichselbrunn = Sauerkirsche, Irlach = Erle, Rauhöd/Rauchöd = rauh, haarig, mit Gestrüpp bewachsen) und Gewässer (Murn, Schwöll = Ort, wo Wasser aufgestaut wird, Achen, Au, Breitenbach, Weichselbrunn) oder weisen auf junge Neugründungen (Neubau) oder ein Gewerbe hin (Köhl = Ort, wo Köhler gearbeitet haben).

Die Ersterwähnung von Schonstett

Die erste Erwähnung von Schonstett findet sich in einer Urkunde von König Heinrich IV. (ab 1084 Kaiser) aus dem Jahre 1077. Darin wird der Ort unter den Gütern aufgezählt, die von Herzog Tassilo III. an das Kloster Frauenchiemsee bei dessen Gründung im Jahre 780 geschenkt worden waren. Die Schenkung wurde bei der Einweihung des Klosters durch den Salzburger Bischof Vigil im Jahre 782 erwähnt.

Namensherkunft

Der Name von Ort und Gemeinde leitet sich von der Bezeichnung „Sconstetten“ ab, die
im Codex diplomaticus Falkensteinensis im Jahr 1166 als „Schöne Stätte“ erwähnt wird.
Die Schonstetter sprechen ihren Ort "Schauschded" aus.
Die heutige Schreibweise „Schonstett“ wurde 1889 amtlich festgelegt. Vorher wurde der Ortsname Schonstädt oder Schonstätt verwendet.

Dem Kloster Frauenchiemsee waren von seiner Gründung bis zu seiner Auflösung im Jahr 1803 die Pfarrei Evenhausen sowie das damalige Vikariat Schonstett inkorperiert. Die Kirche St. Johann Baptist wurde als die erste Zukirche der Pfarrei Evenhausen bezeichnet. Im Jahr 1889 durfte man dann auch in Schonstett eine eigenständige Pfarrei gründen.

Die Schonstetter in Schonstett und ihre Geschichte

Schon früh bildete sich in der Ansiedlung ein Ortsadel heraus, als dessen erster Vertreter „Siboto der Schonstetter“ 1135 in einer Urkunde des Klosters Herrenchiemsee genannt wird. Das Geschlecht der „Schonstetter“ wird in Urkunden, Verträgen und Turnierbüchern häufig erwähnt und war bis 1388 in Schonstett ansässig. Sie gehörten zum höheren, turnierfähigen Adel in Bayern.
Die Schonstetter besaßen die Siegelmäßigkeit und das Recht folgend beschriebenes Wappen zu führen: „Im goldenen Felde auf einer Krone einen schwarzen Adlerkopf, der die rote Zunge herausreckt und nach linker Seite gestellt ist, auf dem links gestellten Helm erscheint dieser Kopf abermals“.
Mitglieder aus dem Schonstetter Geschlecht besetzten wichtige Ämter in Kirche und Ver-waltung. Heinrich der Schonstetter war 1322 und Konrad der Schonstetter 1333 Landrichter von Kling. Bekannte Persönlichkeiten der Schonstetter Familie waren Wernher von Schonstett, 1188 Propst des Stiftes Berchtesgaden und 1196 Dompropst des Stiftes zu Salzburg. Kunigunde von Schonstett 1320 - 1339 Äbtissin des Klosters Frauenchiemsee. Sie brachte das Kloster Frauenchiemsee in schwierigen Zeiten wieder zu alter Blüte, und wurde die „zweite Gründerin des Klosters“ genannt.

Schon früh spaltete sich die Sippe in zwei Linien auf. Die Schonstetter von Schonstett und die Schonstetter von Warnbach in der Hofmark Griesstätt, wo sie bereits seit 1180 saßen.
Die Schonstetter von Warnbach waren bis zum Absterben ihres Geschlechtes Erbkämmerer des Kloster Rott. Sie stellten vom 14. bis zum 16. Jahrhundert Äbte des Klosters und besaßen dort ihr Erbbegräbnis. Eine Begräbnisstätte hatten sie auch in der Pfarrkirche in Griesstätt.
Mit Hans dem Schonstetter von Warnbach starb 1569 der letzte seines Namens, die Hofmark Griesstätt ging durch Erbe an Sighart von Leublfing.

Hans von Schonstett verkaufte 1388 zwei Höfe auf dem Kirchberg zu Schonstett und was er dort noch besaß, an seinen Vetter Peter von Schonstett zu Warnbach. Schonstett war zu diesem Zeitpunkt ein Dorfgericht. Im Jahr 1404 tauschten Hans der Laiminger, Hauptmann von Salzburg und seines Bruders Urban Sohn Georg mit Elisabeth der Schonstetterin zu Warnpach und deren Sohn Peter die Vogtei zu Schmiding gegen den Burgstall und Anger zu Schonstetten. Nach diesem Tausch erfolgte die Gründung der Hofmark Schonstett sowie der Baubeginn des Schlosses im unteren Dorf von Schonstett.
Im Jahr 1416 verkauft Peter der Schonstetter von Warnbach das Gerichts-Recht und das Gerichtshaus von Schonstett an Hans Laiminger von Schonstett.
Von wenigen der östlich des Inns sitzenden Ministerialen der Wasserburger Grafen gelang es den Schonstettern und Laimingern dauerhafte Herrschaften zu bilden.

Der Hinweis auf den Burgstall beim Tausch 1404 sowie die Entdeckungen bei der Kirch-turmsanierung 1954, wo man durch das Abschlagen des alten Putzes romanische Doppel-fenster und im ersten Stock an der Westseite ein zugemauertes Tor fand, lassen die Annahme zu, dass der untere Viereck-Turmteil romanischen Ursprungs ist und zu einem burgähnlichen Vorgängerbau gehörte. Grabungen auf dem Schonstetter Friedhof brachten oder bringen immer wieder verkohlte Balkenreste sowie Mauerfragmente zum Vorschein.
Als „Burgstall“ bezeichnete man eine Altburgstelle oder abgegangene Burg, wenn eine Rekonstruktion des Gebäudegrundrisses und der Funktionen der Gebäude nicht mehr möglich war.

Nennungen des Schonstetter Geschlechtes in Urkunden und Dokumenten:

In Urkunden der Klöster Attel, Altenhohenau, Beyharting, Frauenchiemsee, Herrenchiemsee, M.C. Chiemseensis, Rott am Inn, St. Emmeram Regensburg, Pfalz Neuburg, Hochstift Augs-burg findet man in den Jahren 1035 bis 1569 viele aus dem Schonstetter Familienstamm als Siegler oder Siegelzeugen.
Von 1388 an sind die Schonstetter nur noch in der Hofmark Griesstätt zu finden, in Urkunden von Altenhohenau nannten sie sich „Schonstetter zu Warnbach“.

Im Urbarbuch des Kasten Klingberg von 1417 (Pfleggericht Kling) wurde vermerkt, dass die edelsten und besten Ritter, die „Laiminger“ zu Schonstett ein Dorfgericht haben. Anfang des 15. Jahrhunderts entstanden aus den Dorfgerichten Hofmarken mit Niedergerichtsbarkeit.
Ebenso zeigte darin Peter der Schonstetter seine Hofmark in Griesstätt am Inn an, in der er dreizehn Höfe besaß. Er hatte auch noch Besitz in Schonstett denn bei der Kirche besaß er noch vier Höfe, obwohl Hans der Laiminger als Hofmarksgründer von Schonstett im Urbarbuch eingetragen war.

Die Hofmark Schonstett von 1417 bis 1848

Die Ottonische Handfeste von 1311 war die Grundlage, dass aus Orten in denen Dorfgerichte bestanden, Hofmarken mit einer Niedergerichtsbarkeit gebildet werden konnten.
Familien aus dem Bayerischen Ritter- und Landadel, aus Patrizierfamilien, die sogenannten Landstände, kamen in den Besitz der Hofmark Schonstett mit einer Niedergerichtsbarkeit. Es war eine der größeren geschlossenen Hofmarken in Altbayern. Die Dynastien die nach den Hofmarksgründern, den Laimingern die Hofmarksherrschaft übernahmen, waren 1438 Hans Wild von Wildenreuth, 1467 Friedrich von Reichertsheim zu Wagrain, 1557 Wolfgang von Baumgarten zu Stubenberg, 1602 Johann Georg Prey zu Straßkirchen, 1702 Johann Baptist Freiherr von Schleich zu Achdorf, 1789 Thaddäus von Reisenegger, 1835 Franz Xaver von Ziegler, Kgl. Bayrischer Major.

Die verwaltungsmäßige Zugehörigkeit von Schonstett und Zillham vom 12. bis Ende 18. Jahrhundert, in der Churpfalzbaierischen Zeit.
Das Gericht Kling

Im Jahr 1321 wurde das Gericht Kling von Kaiser Ludwig dem Bayern an Thomas I. von Freundsberg und Heinrich von Preysing übergeben. Die Wittelsbacher machten Kling zum Mittelpunkt eines der größten Landgerichte Altbayerns. Schonstett gehörte zum Pfleggericht bzw. Landgericht Kling bis zu dessen Auflösung 1803. Danach wurde Schonstett durch das Landgericht Trostberg bis 1845 verwaltet, danach war das Landgericht Wasserburg für die rechtlichen Belange von Schonstett zuständig.
Die Burg Kling entstand in den Jahren 1000 und bildete den Herrschaftsbereich der Grafen von Kling, ab 1200 den der Grafen von Wasserburg. 1543 wurde die Burg zu einem weitläufi-gen Schloss umgebaut, das fast 300 Jahre lang Sitz des Pfleggerichtes Kling war, den herzog-lichen Landesherren aber als Jagdschloss diente. Mit Auflösung des Gerichtes verlor das Schloss an Bedeutung und wurde 1804 versteigert und abgebrochen. Bruchsteine aus dem Abbruch dienten so manchen Bauern in der Umgebung zum Bau ihrer Höfe.

Zu der Zeit der Verwaltung über das Pfleggericht, später Landgericht Kling im Rentamt Burghausen wurden die Dörfer, Weiler und Einöden in sogenannte Obmannschaften eingeteilt

Änderung der Gerichtszugehörigkeiten ab dem Beginn des 19. Jahrhundert.

Nach der kurfürstlichen Entschließung vom 24. März 1802 gehörten die Orte Schonstett und Zillham zu dem 1803 neu neugegliederten Landgericht und Rentamt Trostberg. Im Jahr 1845 kamen sie zum Landgericht und Rentamt Wasserburg.
Unter dem bayerischen Minister Graf von Montgelas wurde 1807 die erste Grundvermessung in Bayern angeordnet, die ab 1808 durchgeführt wurde. An Stelle der früheren Obmannschaf-ten wurden Steuerdistrikte geschaffen, dazu nutzte man meist die strukturell gewachsenen Hofmarken. Zum Steuerdistrikt Schonstett gehörten alle Ortsteile die zur Hofmark Schonstett gehörten, das waren Achen, Au, Irlach, Aichet, Köhl, Neubau, Schonstett und Weiher. Ebenso Zillham und die Ortsteile die später zur Gemeinde Zillham kamen, das waren Breitenbach, Rauched, Murn, Frieberting, Rieperting, Schwöll, Helperting, Oberwindering, Unterwindering, Pirach, Weichselbaum und Au.
Dazu kamen Sonnendorf, Gunzenham und Lungham, die wie Zillham und alle später dazu gehörenden Orte von der damaligen, zum Amt Höslwang gehörenden Obmannschaft Halfing, in den Steuerdistrikt Schonstett gegliedert wurden.
Unter die Regierungsverantwortung von Montgelas gehörte auch die radikale Durchführung der Säkularisation, sowie die Gleichstellung der christlichen Konfessionen.

Nach dem Gemeindeedikt vom 28.07.1808 wurden die Bestimmungen über die Bildung der Steuer-distrikte auch als Grundlage für die Formation der späteren Gemeinden hergenommen.
Mit dem Edikt von 1818 über die gutsherrliche Gerichtsbarkeit wurden auf Grundlage der Niedergerichtsbarkeit der Hofmarken Patrimonialgerichte, abhängig von den Ortsgrößen, genehmigt. Am 09.08.1820 wurde der verwitweten Franziska von Reisenegger in Schonstett und Stephanskirchen die Bildung eines Patrimonialgerichtes II. Klasse genehmigt. Gerichtshalter war der Rentbeamte Stecher zu Wasserburg, ab 16.10.1830 der Stadtschreiber Joseph Heiserer.

Die Bildung der politischen Gemeinden Schonstett und Zillham.

Nach dem zweiten Gemeindeedikt vom 17.05.1818 wurde aus dem Patrimonialgericht Schonstett, der ehemaligen Hofmark Schonstett, die Gemeinde Schonstett gebildet. Zur Gemeinde Schonstett gehörten die Ortsteile Achen, Aichet, Au, Irlach, Köhl, Neubau, Schonstett und Weiher.

Nicht aus allen Orten die Steuerdistrikte waren, wurden 1818 Gemeinden. Zillham war bei der Gemeindebildung eine Ausnahme, obwohl es vorher kein eigener Steuerdistrikt war, wurde daraus eine Gemeinde.
Die Gemeinde Zillham wurde aus Orten gebildet die zum Steuerdistrikt Schonstett, aber nicht zur damaligen Hofmark Schonstett gehörten. Das waren Au, Breitenbach, Frieberting, Helperting, Murn, Oberwindering, Unterwindering, Pirach, Rauhöd, Rieperting, Schwöll, Weichselbaum und Zillham.
Zillham umschloss damals Schonstett hufeisenförmig.
Die Orte Gunzenham, Lungham und Sonnendorf die auch zum Steuerdistrikt Schonstett gehörten kamen zur Gemeinde Halfing.

Entstehung der heutigen Gemeinde Schonstett

Die Zusammenführung der beiden Gemeinden Schonstett und Zillham, mit ihren jeweiligen Ortsteilen, erfolgte am 01.01.1971 unter der Leitung des Kommissarischen Staatsbeauftragten Matthias Bichler. Als Name wurde Schonstett übernommen. Nach der Gebietsreform 1972 wurden Schonstett und Zillham dem Landkreis Rosenheim angeschlossen.
Schonstett schloss sich als selbstständige Gemeinde 1978 mit den Gemeinden Halfing und Höslwang zu einer Verwaltungsgemeinschaft zusammen, die ihren Sitz in Halfing hat.
Die Gemeinde Schonstett hat heute 17 Ortsteile.

Die Schule in Schonstett:

Die älteste Schul- oder Unterrichtsform in Schonstett dürfte wie überall in Bayern vom Klerus, also der Kirche, ausgeführt worden sein. Man nannte es Christen- oder Kinderlehre, gehalten von einem Geistlichen oder einem Mesner.
Hinweise darauf geben uns verschiedene Dokumente.

Georg Reichertsheimer kaufte 1545 von Ulrich Kirchmair die „Schuelhube“ in Schonstett, vorheriger Lehensherr war Hektor von Schonstett zu Warnbach. Das Kirchmair Anwesen in der Größe einer Hube entsprach zu damaliger Zeit einem halben Hof.

In einem Vertrag im Jahr 1619 versichert Lucas Rüeppertinger von Rieperting bei Zillham seinen vier Söhnen nach dem Tod ihrer Mutter anhand ihres mütterlichen Erbgutes, sie mit Kost und Kleidung zu versorgen. Des weiteren selbige auf seine Kosten, wenn sie von der Obrigkeit und ihren Vormündern für tauglich gehalten werden, in die Schule zu schicken um lesen und schreiben zu lernen. Damit sie ein Handwerk erlernen konnten.

Im „Ehehaft Puechel“ der Hofmark Schonstett von Hans Georg Prey, wurde 1625 durch den Hofmarksrichter Johann Schober darauf hingewiesen, dass: „Ein jedlicher Hausvater- und Mutter ihre Kinder und Hausgesinde zu Göttlicher Andacht weisen. Dieselben das heilige Vater unser, den christlichen Glauben, die zehn Gebote, die heiligen sieben Sacramente und was sonst zu Gottes Lob, Ehr und Dienst gereicht und zu einem züchtigen ehrbaren Leben und Wandel förderlich ist, getreulich unterweisen, lernen und anführen. Dieselben fleißig zur Kinderlehr schicken, im Fall das der Priester eine hält“.
Bei diesen eindeutigen Hinweisen darf man also davon ausgehen, dass es seit Mitte des 16. Jahrhundert Unterricht für Kinder in Schonstett gab, wobei die Christenlehre der wichtigste Lehrstoff gewesen sein dürfte.

Der „Geistliche Rat“ übte im 16. Jahrhundert die staatlichen Kirchenhoheitsrechte aus, beaufsichtigte den Klerus, förderte die kath. Erneuerung, wehrte dem Eindringen des Protestantismus. Ihm waren stets oder zeitweise das Schul- und Unterrichtswesen übertragen, das zentrale Instrument der bayerischen Kirchen- und Schulpolitik.

Im bayerischen Schulerlass vom 3. September 1770 des Kurfürsten Maximilian Joseph wird zur Bildung von Trivialschulen (Grund- Volksschule für Rechnen, Lesen, Schreiben) aufgefordert, ab 1771 sollten von jedem Ort die Schuloberen einen vierteljährigen Schulbericht abgeben. Ebenso sollte in den Bayerischen Churlanden kein Lehrer mehr aufgestellt werden, der nicht zuvor beim geistlichen Rat und bei der Akademie der Wissenschaften „examiniret“, konfirmiert und für das so wichtige Amt für tüchtig gefunden wurde.
Im Jahr 1777 wurde das Kirchmair Anwesen aufgelöst und die Gründe als Zubau dem Wirts Anwesen zugewiesen. Folglich gab es keine Schulhube mehr.
Daraufhin wurde am 06.08.1788 im herrschaftlichen Mairhaus von Baron Heinrich von Schleich ein Raum für den Schulunterricht in Schonstett eingerichtet. Erster Lehrer in Schonstett war 1788 Felix Bruckmair, ein Mesner- und Organistensohn, aus Inzell.

Die Allgemeine Schulpflicht wurde in Bayern durch König Maximilian I. Joseph am 23. Dezember 1802 eingeführt. Die Schulpflicht bezog sich auf die Kinder zwischen 6 und 12 Jahren. Für Kinder von 12 bis 18 Jahren war der Besuch von Sonntagsschulen vorgeschrieben, ihre Eltern mussten Schulgeld zahlen.
Am 18. Dezember 1809 wurde der Schonstetter Mesnersohn Johann Heilmair vom Patrimonialgericht Schonstett als Lehrer für Land-Schule in Schonstett eingestellt. Für seine Ausbildung besuchte er die Schulen im Kloster Seeon und im Kloster Herrenchiemsee. Seine Prüfung legte er am 18. September 1809 vor dem königlichen Commissariat des Salzachkreises in Burghausen ab die seine Anstellung an der Schule in Schonstett am 29. Januar 1810 bestätigte. Neben dem Lehrerdienst hatte er auch den Mesnerdienst für die Kirche auszuführen und bis zum Tode seines Stiefvaters, des Mesners Johann Arnold 1824, musste er noch alle anfallenden knechtlichen Arbeiten am Mesnerhof verrichten.

Das Schullokal im Jahr 1810 (Schulzimmer) war des Mesners u. Gütlers Johann Arnold „ordinäres Wohnzimmer“ im hiesigen Mesnerhaus, Schonstett Hausnummer 11. Das Gütl war ein 1/8 Hof, Grundherr war die Kirche Schonstett. Das Haus war durchweg ein Holzgebäude und mit Legschindeln gedeckt. Das Schullokal war 14 ½ Fuß – 4,25 m lang, 13 ½ Fuß – 4 m breit u. 8 ½ Fuß = 2,50 m hoch. Die Schuleinrichtung bestand aus 2 Tafeln, Bänke fehlten. 1810/11 wurde zur Verbesserung des Schulzimmers ein Voranschlag in Höhe 125 Gulden gemacht. Neben baulichen Veränderungen (Boden, Fensterstöcke, Tür, Ofen) sollten zehn Bänke, Tafeln, einige Tabellen, Bücherkasten samt einem kleinen Tisch für den Lehrer angeschafft werden. Dazu Schulbücher f. arme Schulkinder. Doch die Gemeinde erklärte sich zur Verwirklichung des Vorschlages für unvermögend.

Die Schulaufsicht bestand in dieser Zeit aus dem Lokalinspektor, dem örtlichen Geistlichen, dem Gemeindevorstand und Schulbeisitzern.

1819 waren es 23 Knaben und 31 Mädchen die die Schule in Schonstett besuchten. Die Unterrichts-Gegenstände waren Christentum, Lesen, Schreiben und Rechnen und es gab auch eine Feiertagsschule für ältere Schüler.
Im Schulbericht von 1820 wurde wieder darauf hingewiesen, dass man kein eigenes Schul-haus besaß und das Mesnerwohnzimmer als Schulzimmer schlecht, finster und zu klein war.

Im Jahr 1824 wird das Schulhaus neben dem Schonstetter Vikariatshaus und auf dessen Grund gebaut. Es wurde ein ebenerdiger Bau. Hierzu ist das Grundstück teils von der Vikariats-Gemeinde teils vom Lehrer selbst gekauft worden. Das Schulhaus enthielt gegen Osten ein geräumiges Schulzimmer, 9 m lang, 6 m breit u. 2,7 m hoch, ein kleines Zimmer für den Lehrer u. Abortanlagen, heute befindet sich dort das Gemeinde- und Bürgermeisterbüro, sowie der Gemeinderatssitzungsraum.

Im Schulbericht 1828 steht: „Schulbänke sind 8 vorhanden, jede Bank für 8 Kinder. Es wurde
auch ein Schulgarten zur Baumzucht angelegt. Das Holz für das Schullokal musste die Gemeinde stellen.

1832 stiftete die Hofmarksherrin Franziska von Reisenegger 200 Gulden Kapital zur Bezahlung des Schulgeldes für arme Hofmarkskinder welche die Gutsherrschaft zu benennen habe.
Im Jahre 1859 wurde durch die Kgl. Distriktsschulinspektion Wasserburg ein Plan nebst Kostenvoranschlag zur Instandsetzung des Schulhauses zu Schonstett angefertigt. Der notwendige Aufbau, die Aufstockung um ein Stockwerk des Schulhauses, wurde mit 1991 Gulden in Anschlag gebracht. Dazu musste die Schonstetter Kirchengemeinde 995 Gulden
Beitragen. Weil die Gemeinde keinen Willen zeigte die notwendige Baulast zu erbringen wurde durch eine Verfügung der Kgl. Regierung von Oberbayern vom 9. Jänner 1861 deutlich gemacht, dass eine Adaptierung der Lehrerwohnung zu Schonstett zur Aufnahme eines verheirateten Schullehrers ohne Gehilfen zum Zwecke der definitiven Besetzung des Schul- u. Kirchendienstes geboten ist und eine, einem Neubau gleich zuachtende, Umgestalt-ung der Schullokalitäten vorzunehmen ist. Die Kgl. Distriktsschulinspektion Wasserburg beklagte sich am 16. August 1863, dass der Schulhausbau in Schonstett so lässig betrieben würde u. droht an, dass bei der Kgl. Regierung die Einziehung des zum Schulhausbau bewilligten Beitrages beantragen werde, wenn der Bau nicht innerhalb drei Wochen vollendet wird. Diese Drohung bewirkte, dass der Schulhausaufbau am 31. Oktober 1863 als vollendet gemeldet wurde. Die Kosten für 1144 Gulden, Hand u. Spanndienste seitens der Gemeinden nicht eingerechnet, wurden aufgebraucht.
Die Schülerzahl betrug 1863/64 bereits 62 Werktags- u. 23 Feiertagsschüler.

Bis zum Schuljahr 1899/1900 waren die betreffenden Schülerzahlen auf 105 bzw. 38 Schüler ange-wachsen. Besonders auf Betreiben der Lokalschulinspektion Pfarrer Dr. Josef Danzl und des Schullehrers Anton Tremmel wurde 1899 durch das Kgl. Bezirksamt Wasserburg bei Überfüllung der Schule Schonstett die Einrichtung einer 2. Lehrstelle u. die Bereitstellung eines 2. Schulzimmers mit Zimmer für Hilfslehrer angeregt.
1901 entstand der Schulhausanbau und die notwendige bauliche Veränderung des Altbaues. Die gesamten Baukosten betrugen 16 300 Mark. Zum damaligen Schulsprengel gehörten nicht nur Kinder aus Schonstett sonder auch aus Zillham, Breitenbach und Röthenbach.

Die beiden Weltkriege:

Beide Weltkriege verlangten von der Bevölkerung von Schonstett große Opfer. Im 1. Weltkrieg verloren 23 Schonstetter ihr Leben auf dem Feld, im 2. Weltkrieg waren es mit den Vermissten, 61 Schonstetter Männer in den besten Jahren. Die Kriegergedenkstätte auf dem Schonstetter Friedhof bezeugt ihr ehrendes Gedenken. Der 2. Weltkrieg hatte aber auch Bevölkerungspolitisch eine größere Auswirkung, denn 1946 nach Kriegsende, kamen in Schonstett und Zillham 850 Flüchtlinge und Evakuierte an. Die Flüchtlinge stammten aus Jugoslawien und dem Gebiet Südmähren, aus dem Gebiet der Sudeten, dem Egerland und aus dem Böhmerwald. Es kam vor, dass in einem Bauernhaus vier Parteien mit 16 Personen untergebracht werden mussten. Die Schonstetter lernten schnell, mit dem Flüchtlingsproblem umzugehen und die Schonstetter Landwirte merkten, dass die Eavakuierten gute Erntehelfer waren. Mit der Liebe zum Nächsten, mit Verständnis gegenüber den Flüchtlingen, aber auch mit der Bereitschaft zum Teilen, wurde ein gedeihliches miteinander. Die Schonstetter Geistlichen waren es, die es durch Hausbesuche und dem Kontakt zu den Flüchtlingsfamilien, aber auch mit ihren Predigten schafften, auf der einen Seite die Notwendigkeit der Nächstenliebe, auf der anderen Seite aber auch die Geduld zu ermahnen.












Historische Bauwerke in Schonstett

Die Kirche Johann Baptist in Schonstett, spätgotischer Kirchenbau (1350-1500), Langhaus mit 5 Jochen. Deckenfresko von 1756, die Krönung Mariens und Verehrung durch die damals bekannten vier Erdteile. Verlängerung um 2 Joche und Regotisierung im Jahr 1856.
Im Langhaus drei historische Epitaphe aus den Jahren 1791, 1534, 1644.

Die ehemalige Schlosskapelle erbaut 1700 durch den Hofmarksherren Johann Rudolph Prey, nachdem der alte Knochen-Karner (Gebeinhaus mit Altar) 1698 zusammenbrach.

Pfarrhaus Schonstett erbaut 1889 durch Dr. Josef Danzl, Pfarreigründer
Baumeister Johann Rieperdinger, Zimmermeister von Wasserburg

Bau des Gotischen Turmschlosses 1404 bis 1438, Anbau an der Ostseite mit Pultdach 1614.

Sanatorium Schonstett erbaut 1900, heute Caritas Haus, Wohnangebot für Menschen mit Behinderung.
Texte: Seb. Riepertinger, Gemeindearchiv. Früh- u. Vorgeschichte Ferdinand Steffan, Talham

 

Förderhinweise Ortsgeschichte

 

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